Vielleicht kennen Sie das auch: Sie haben so viele Ideen, was Sie beruflich tun könnten, dass Sie vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen können. Mal zieht es Sie in die eine Richtung, dann wieder in eine andere, und bevor Sie den falschen Weg nehmen, bleiben Sie lieber ganz stehen. Um das Ganze noch komplizierter zu machen, schwirren viele Vorstellungen in Ihrem Kopf herum, wie Sie sein und was Sie tun sollten, müssen. Denn es genügt ja nicht, ein ganz kleines, überschaubares Leben zu leben. Nein, die ganze – oder zumindest die halbe – Welt retten sollte schon drin sein.
Unsere Glaubenssätze und verborgenen Lebensaufträge
Hinter einem solchen Treten im Hamsterrad können Glaubenssätze stecken, die uns manchmal gar nicht bewusst sind. Zum Beispiel die Idee, es gebe ein „Richtig“ und ein „Falsch“ im Leben. Oder die Vorstellung, wir müssten eine angefangene Sache immer zu Ende bringen oder, noch ärger, wir müssten schon von vornherein wissen, ob etwas zu uns passt. Woher aber sollen wir zum Geier denn wissen, wie sich etwas anfühlt, wenn wir es nicht erst ausprobieren – und dann bei Bedarf wieder aufgeben – dürfen?
→ Zur Bedeutung unseres Unbewussten bei Entscheidungen und von Erfahrungswissen werde ich in einem späteren Blogartikel schreiben. Bleiben Sie also dran!
Manchmal gibt es unbewusste oder auch bewusste Lebensaufträge, die uns Steine in den Weg legen oder uns im Gegenteil auf einem bestimmten Pfad festhalten. Dies können ganz klare Botschaften sein, wie zum Beispiel, „Ich möchte dir später meine Schreinerei / Arztpraxis / Gastwirtschaft übergeben können“ oder „In unserer Familie wird (nicht) studiert“. Immerhin haben solche expliziten Aufträge den Vorteil, dass man sich mit ihnen auseinandersetzen kann. Dann kann man sich fragen: Gilt das auch für mich? Will ich das? Und was bedeutet es für mich und meine Beziehungen innerhalb der Familie, wenn ich diesen Auftrag ablehne? Einem geschenkten Gaul sollte man halt doch besser ins Maul sehen. Und wenn man merkt, dass man sich in einer Sackgasse befindet, lieber rechtzeitig umdrehen.
→ Es gibt ein wirklich hilfreiches Coachingbuch dazu, wenn man sich beruflich umorientieren möchte – mit vielen tollen Anregungen und Übungen (unter anderem zu Glaubenssätzen):
Tom Diesbrock: IHR PFERD IST TOT? STEIGEN SIE AB! Wie Sie sich die innere Freiheit nehmen, beruflich umzusatteln.
Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main
→ Übrigens: Wenn ich in meinem Blog ab und zu auf Literatur hinweise, dann nicht, weil ich da etwa Aktien halten würde. Sondern ich tue dies immer (nur) dann, wenn ich der Meinung bin, dass das fragliche Buch einen echten Mehrwert für die Leserin oder den Leser darstellt.
Oftmals mindestens so hemmend, da sie irgendwo im Nebel herumschwirren, sind Wünsche oder Vorstellungen, die auf uns projiziert wurden. Möglicherweise haben dadurch unsere Bezugspersonen, seien es nun die Eltern, die Physiklehrerin oder der Tenniscoach, ihren eigenen Selbstwert erhöht. Wenn wir aber unbewusst das Lebensskript mitbekommen haben, dass wir der nächste Albert Einstein oder die künftige Steffi Graf sein müssen, dann haben wir es unter Umständen echt schwer.
Vom Steckenpferd zum Beruf
Solche Schwierigkeiten, die mit der Identitäts- bzw. Selbstsuche und der Berufswahl einhergehen, kenne ich selber zur Genüge. Und zwar nicht nur aufgrund meiner beratenden Tätigkeit, sondern auch aus ganz persönlicher Erfahrung. Daher habe ich mich schon viele Jahre unter anderem damit beschäftigt, wie wir Entscheidungen treffen (und dazu hoffentlich noch möglichst kluge!) und wie wir im Dickicht der verschlungenen Pfade unseren eigenen Weg finden können. Und was es dazu braucht, damit wir uns mit uns im Einklang fühlen und „Motivation“ nicht mehr eine anpeitschende Quälerei bedeutet, sondern ein Tun von innen heraus. Damals ahnte ich noch nicht, dass ich es einmal als eine meiner Aufgaben sehen würde, andere Menschen bei diesem Prozess zu unterstützen.
Immer der Nase nach?
Vor langer Zeit entwickelten mein Mann und ich beim Spazieren eine bestimmte Art der Entscheidungsfindung, die wir das „Nasespiel“ nannten. Und zwar fragen wir uns bei jeder Abzweigung, welcher Weg uns denn mehr lockt. Links durch die Siedlung, rechts über die grüne Wiese oder doch lieber geradeaus? Die Nase allein darf entscheiden, also die Lust oder das Bauchgefühl. Natürlich wählen wir nur dann dieses unbedarfte Vorgehen, wenn wir uns in sicherem Gelände befinden und keine Sorge haben müssen, in den Flip Flops einen Gletscher überqueren zu müssen. Ganz ohne vorausschauendes Planen geht es nicht immer.
Ob wir auch heute, zu Zeiten von google maps, Komoot & Co., einen solchen kreativen Einfall zulassen und neu ausprobieren würden? Ich weiß es nicht. Allzu verführerisch ist es ja, schon vor dem Losgehen das Ziel (und den Weg dahin) zu kennen, kennen zu wollen. Dies beobachte ich übrigens vermehrt bei jungen Studierenden, denn noch nie war die Anzahl der Auswahlmöglichkeiten so groß und gleichzeitig die berufliche Umwelt so sehr in Bewegung: Wie aus einem Dürfen ein MÜSSEN wird. Womit sinnvolle Entscheidungen fast unmöglich werden.
Der rote Faden
Ganz allgemein gilt für unser Leben: Wenn wir nach vorne blicken, sehen wir möglicherweise nicht hinter den nächsten Hügel und wie es am Horizont weitergehen soll. Wenn wir aber zurückschauen, dann können wir oft erkennen, wie sich scheinbar willkürliche Entscheidungen zu einem stimmigen Ganzen vereinen. Zu einem Puzzle, aus dem ein roter Faden oder vielleicht auch mehrere Lebensmottos herausstechen. Denn ich bin zutiefst davon überzeugt: Wir alle, und damit auch Sie, schnüren mit jedem Schritt unsere Lebenserfahrungen zu einem individuellen Paket, das genau da seinen besonderen Wert entfaltet, wo Sie gerade stehen. Sie brauchen nicht die ganze (oder die halbe) Welt zu retten. Es reicht schon, wenn Sie Ihre individuellen Fähigkeiten im Hier und Jetzt zur Entfaltung bringen.
Mein persönlicher Werkzeugkoffer
Und wie sieht denn nun mein individuelles Paket aus? Mein Gepäck beinhaltet die spezielle Kombination eines juristischen, musisch-kreativen und psychologischen Hintergrunds. Diese Werkzeuge erlebe ich als besonders geeignet für:
- Studierende bei Themen wie Entscheidungsfindung, inneren Blockaden und Motivationsproblemen, Lernschwierigkeiten; Lampenfieber und Prüfungsangst;
- die besondere Unterstützung von Studierenden der Rechtswissenschaften;
- Erwachsene allgemein bei Weichenstellungen, persönlichen Anliegen und Themen der Persönlichkeitsentwicklung – wenn es also darum geht, sich selber vielleicht nicht mehr so sehr im Weg zu stehen;
- die therapeutische Tätigkeit mit Jugendlichen auf dem Spektrum (Autismus) und deren Bezugspersonen.
Lassen Sie uns also gemeinsam das Nasespiel spielen. Ich freue mich auf Sie!
Herzlichst, Ihre Simone Gysel
* Wenn Sie eine klassische Psychotherapeutin suchen, die auch klinische Störungsbilder behandeln kann und darf, dann bin ich leider nicht die richtige Person für Sie.